Gewaltige Zeiten

 

Der französische Regisseur Jean-Gabriel Périot stellt in «Une Jeunesse Allemande» die linksradikale Vereinigung RAF und die Bundesrepublik Deutschland gegenüber.

Die deutsche Jugend ist unzufrieden. Unzufrieden mit den anhaltenden nationalsozialistischen Strukturen. Unzufrieden mit der antikommunistischen Haltung in der Politik und Wirtschaft. Unzufrieden mit der fehlenden Objektivität in den Medien.

 

«Befreiung der Massen»

Aus dieser Unzufriedenheit resultiert Ende der 6oer-Jahre die linksextreme Gruppierung Rote Armee Fraktion (RAF) rund um die Journalistin Ulrike Meinhof und den Studenten Andreas Baader. Was folgt ist der Versuch der «Befreiung der Massen» seitens der RAF und der Kampf der Bundesrepublik Deutschland, den damit verbundenen Terroranschlägen Einhalt zu gebieten.

 

Studentenfilme und Reportagen

Diese Beziehung hält der französische Regisseur Jean-Gabriel Périot in seinem Langfilmdebüt «Une Jeunesse Allemande» fest. Dabei beschränkt er sich auf Ton- und Filmaufnahmen aus der Periode und schafft ein Zeitbild, das durch Gewalt geprägt ist. Das Archivmaterial reicht dabei von politischen Studentenfilmen über Reportagen von Meinhof bis hin zu Ausschnitten aus der Abendschau.

Périot veranschaulicht kommentarlos durch clevere Montage des gesammelten Materials die Gegensätze zwischen bewaffnetem Widerstand und Staat – und wie beide Parteien zum Teil widersprüchlich über Vorfälle berichteten.

Der Film «Une Jeunesse Allemande» zeigt die Entwicklung der RAF und die Reaktionen in der Gesellschaft auf ihre Aktionen aus einer ganz neuen Perspektive.

 

Birke Tunç
Berner Kulturagenda
16 September 2015